27.10.2012 Atemi-Punkte / Kyusho (Vitalpunkte) im Jiu Jitsu    

Atemi und Kyusho im Jiu Jitsu
Beim Thema Kyusho sind die Lehrgänge gut besucht. So auch beim Lehrgang der JJU NW am 27.10. in Wuppertal.


Knapp 60 Teilnehmer aus diversen Vereinen der JJU und externe Freunde waren ins Dojo der Schule für Kampfkunst Wuppertal gekommen, um sich mit Vitalpunkten
auseinander zu setzen. Atemi, japanisch für „den Körper treffen“ war das Grundthema, das sich Martin Sülz (4.Dan) ausgesucht hatte, um dann das wirksame angreifen von Nervenpunkten zu lehren.

Schwerpunkt waren relativ selten genutzte Körperwaffen, wie Knie und Ellenbogen, mit denen in der Nahdistanz nicht nur geblockt, sondern gleichzeitig auch angegriffen wurde. Und zwar Muskeln, Nervenpunkte und Schwachstellen wie Organe. Schmerz, Lähmung und Bewusstlosigkeit sind die Folgen die aus solchen Kontern resultieren.

Ganz wichtig hierbei: welche Technik setzte ich in welches Ziel. Was ist die Wirkung und wie kann ich danach sinnvoll weiterarbeiten. Mit einer Knietechnik beispielsweise kann man durch einen Schlag in den Oberschenkel das Bein des Angreifers lähmen. Man kann ihm mit dem Knie auch die Rippen oder den Kiefer brechen. Oder man setzt ihn mit einem Knieschlag in die Leber außer Gefecht. Ein Knieschlag/stoß kann aber auch die Richtung vorgeben, in die man den Gegner weiterführt..

Im Gegensatz zum Karate, wo der Ursprung darin bestand möglichst mit einer Technik zu gewinnen (früher: zu töten), geht es beim Jiu Jitsu darum mit Atemi eine Technik einzuleiten (z.B. mit Schocktechnik), oder Atemi während der Technik unterstützend einzusetzen oder am Ende mit Atemi abzuschließen.
Martin Sülz wies explizit darauf hin, dass es nicht nötig ist etwas kaputt zu machen, also schwer zu verletzen. Es ist nicht nötig massiv zum Kopf anzugreifen. Es bietet sich immer die Möglichkeit an anderen empfindlichen Körperstellen anzugreifen, die den Gegner entscheidend schwächen ohne ihn zu verletzten.

Die Königsdisziplin im Jiu Jitsu ist immer noch: gewinnen ohne zu verletzten. Das wiederum kann man am besten durch Kontrolle, und Kontrolle erreicht man über Schmerz. Um Vitalpunkte, also Kyusho, anzugreifen, reich oft der Einsatz der Finger. So wurden diverse Nervenpunkte am Hals und im Gesicht mit den Fingern attackiert, um durch den erzeugten Schmerz den Gegner zu lockern, zu steuern und zu kontrollieren. Nicht jeder reagiert gleich auf diese Angriffe, deshalb machte Martin Sülz immer darauf aufmerksam wo die Alternative zu finden war. Seine Kenntnisse über die Nervenpunkte und deren wirkungsvollen Angriff hat Martin Sülz in einem darauf spezialisierten System erworben, dass er nun schon fast dreißig Jahre betreibt. Diese Kenntnisse ins Jiu Jitsu einzubringen ist keine neue Idee, aber nicht weit verbreitet, da viele sich mit Kyusho nicht auskennen.

Für die Selbstverteidigung ist es nicht nötig den Verlauf der Meridiane zu kennen und deren Wirkung auf Organe. Es geht in der Selbstverteidigung nicht um positive oder negative Stimulation zum heilen oder schädigen. In der Selbstverteidigung müssen wir die Schwachstellen des menschlichen Körpers kennen, und mit gezielten Techniken angreifen können. Im Zusammenhang mit unseren Jiu Jitsu Techniken erreichen wir dann ohne Kraftaufwand das erfolgreiche Ausführen unserer Verteidigung.
Oberstes Gebot sollte aber immer sein den Partner nicht zu verletzten, schließlich wollen wir ja nicht mal den Gegner verletzten. Wenn man allerdings keine Wahl mehr hat und es nötig ist um sich (oder andere) zu schützen, dann muss man auch in der Lage sein seine Technik so durch zu ziehen dass man erfolgreich ist, auch wenn der Angreifer Schäden davon trägt.

 

Text & Fotos: Martin Sülz

 
 
 

zurück